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Wege zur lnformationsgesellschaft

Das Pressezentrum auf dem CCC'88

Auf dern CCC´88 kommen gleich mehrere verschiedene Kommunikationssysteme zum Einsatz. Intern steht ein multiuserfähiges Mailboxsystem zur Verfügung - ein Eigenbau auf Basis eines Atari ST. Es lassen sich maximal 8 Ports anschließen. Die Verzeichnisstruktur ähnelt einem GEO-Net-System. Im Rahmen des CCC´88 wird der Einsatz dieses Systems erprobt:

In allen Räumen stehen bis zu zwei angeschlossene Terminals. Über diese Terminals läßt sich direkt auf den Datenbestand der Mailbox zugreifen, wo unter anderem die neuesten Meldungen der Kongreß - Pressestelle abrufbar sind. Gleichzeitig kann jeder über diese Terminals Beiträge für die Kongreßzeitung eingeben. Diese werden von der Kongreßredakticn bearbeitet, ggf. zusammengefaßt und über verschiedene Kanäle als Online-Zeitschrift weitergegeben.

In der Redaktion wird eine Schnittstelle zu diversen Dateinetzen betrieben: Z-Netz, SubNet und GEO-Net, um nur einige zu nennen. Auch herkömmliche Kommunikationskanäle wie Telex und Telefax kommen zum Einsatz. Auf möglichst schnellem Wege soll Information vom Informanden zum Datenendverbraucher transportiert werden, ohne daß dieser in einem unübersehbaren Datensupermarkt den Überblick verliert. Der Schritt nach außen ist die logische Konsequenz: Informationen geben über eigene Datennetze bis hin zu Gleichgesinnten in verschiedenen Orten oder über herkömmliche Datenkanäle zu interessierten Redaktionen.

Warum dieser Aufwand, so fragt sich der vom Treiben bislang unbeleckte Kongreßbesucher... Sind die Leute vom Chaos Computerclub und ihre "Sympathisanten" aus allen Ecken der BRD so auf Öffentlichkeit erpicht? Weit gefehlt. Hacken ist kreativer Technikumgang, die Motivation die Herausforderung. Die Post ist wegen eines Lochs von 300 Millionen Mark seitens des Bundesrechnungshofs gerügt worden, weil der Technikumgang mit Btx anscheinend nicht kreativ genug ist. Tiefe Kommunikation - und als Teilmenqe hiervon besonders hervorzuheben - die Telepublikation, erfordern kreativen Technikumgang. Gibt es eine größere Herausforderung, als dem herkömmlichen Telepuiblikationswesen in Deutschland zu beweisen, daß es anders - und vielleicht besser - geht? Es gilt, den sogenannten Neuen Medien adäquate Publikations- und Strukturformen zu entwickeln, anstatt - wie in den meisten bisherigen Konzepten üblich - alte Kommunikationsstrukturen mit neuen Mitteln weiterzuführen. Gründe gibt es viele: Mit den Unmassen von Papier, den ganzen Wäldern, die tagtäglich der Tagespresse geopfert werden, will man sich auf Dauer nicht abfinden; und wenn schon, dann soll ein Telepublikationssystern bitteschön berücksichtigen, daß es in mehrere Richtungen funktioniert - nicht nur einseitig wie jedes herkömmliche Massenmedium...

Erforderlich ist, wie schon die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt haben, eine völlig neu überdachte Form des Zusammenspiels zwischen Informanien, Autoren, Redakteuren und Technikern. Hier Wege aufzuzeigen, Möglichkeiten auszuloten und spontan in die Tat umzusetzen, ist Sinn dieses Pressezentrums - eine Werkstatt, in der mit den Werkstoffen Information und Telefon, Elektronik und Kreativität umgegangen wird - Werkstücke für eine dringend nötige Zukunft.

Holger von Ast

 

 

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